Korrosion bei Edelstählen
Die Korrosionsbeständigkeit des Edelstahls beruht auf der Bildung
einer sehr dünnen Passivschicht an seiner Oberfläche. Voraussetzung
für eine Korrosion ist damit die Zerstörung dieser Passivschicht.
Die Beständigkeit von Edelstahl ist abhängig von der richtigen
Auswahl des Stahles, der richtigen Verarbeitung sowie der entsprechenden
chemischen Nachbehandlung durch Beizen und Passivieren. Darüber
hinaus ist die Korrosionsbeständigkeit abhängig von der Oberfläche,
d. h. je glatter und homogener diese ist, desto besser wird die Korrosionsbeständigkeit
sein. Insbesondere durch Einschlüsse oder Ablagerungen, z. B. eingepresste
Rost- oder Staubteilchen aus der Verarbeitung kann es zu örtlicher
Korrosion kommen, die schnell um sich greift.
Folgende Korrosionsarten treten bei Edelstahl auf:
a) Interkristalline Korrosion
Diese interkristalline Korrosion entsteht, wenn sich Chromcarbide in kritischer
Form an den Korngrenzen ausscheiden. Dadurch tritt in der Umgebung eine Chromverarmung
ein, durch die die passivierende Wirkung verloren geht. Die Vermeidung der
interkristallinen Korrosion ist ohne weiteres möglich dadurch, dass
der Kohlenstoffgehalt auf 0,07% beschränkt wird, oder aber durch das
Hinzulegieren von Titan und Niob. Die Werkstoffe 1.4541, 1.4571 und 1.4435
können als beständig gegen interkristalline Korrosion bezeichnet
werden.
b) Lochfraß-Korrosion
Bei der Lochfraßkorrosion wird die Passivschicht nur an speziellen Punkten
durchbrochen. Als Folge entstehen auf der Oberfläche Grübchen oder
Löcher. Lochfraß wird im wesentlichen durch Halogen-Ionen, vor allem
Chlor-Ionen verursacht. Lochfraß-Korrosion kann dadurch verhindert werden,
dass eine ausreichende Passivschicht vorhanden ist und dadurch, dass dafür
gesorgt wird, dass sich diese Passivschicht durch Vorhandensein von Sauerstoff
immer wieder nachbilden kann.
Bei höheren Chlor-lonen-Zusätzen wird als weitere Abhilfemaßnahme
ein Edelstahl eingesetzt, welcher Molybdän-Zusätze enthält und
damit ebenfalls ausreichend beständig gemacht werden kann. Die Lochfraßkorrosion
ist in gar keinem Falle zu unterschätzen; sie kann vor allen Dingen im
Wasser- und Abwasserbereich verstärkt auftreten, da wir es hier häufig
mit Chlor- und Chlorid-Ionen zu tun haben werden.
c) Spannungsrisskorrosion
Diese Korrosionsart hat ihren Namen von den hier entstehenden interkristallin
verlaufenden Rissen. Dazu ist es jedoch notwendig, dass im wesentlichen 3
Bedingungen gleichzeitig vorliegen: Vorhandensein von Zugspannungen auf der
Oberfläche; Vorhandensein eines spezifisch wirkenden Mediums; Neigung
des verwendeten Werkstoffes zur Spannungsrisskorrosion. Die Spannungsrisskorrosion
kann dementsprechend ausgeschlossen werden durch konstruktive Gestaltung
und Auswahl des Werkstoffes. Die für die Spannungsrisskorrosion spezifischen
Medien kommen im Wasser- und Trinkwasser kaum vor, so dass wir auch dieser
Korrosionsform nicht begegnen werden.
d) Abtragende Korrosion
Bei der abtragenden Korrosion wird die Oberfläche gleichmäßig
angegriffen. Das Maß hierfür ist die Dickenabnahme pro Jahr. Diese
wird auf Grund von Laborversuchen für verschiedene Medien und verschiedene
Werkstoffe festgestellt und ist in den Beständigkeitstabellen veröffentlicht.
Diese Art der Korrosion kann durch richtige Werkstoffauswahl völlig ausgeschlossen
werden und ist bei den austenitischen Werkstoffen im Einsatzbereich Wasser-
Abwasser auszuschließen.
e) Kontaktkorrosion
Die Kontaktkorrosion ist eine sehr häufig auftretende Form, die entsteht,
wenn metallische Werkstoffe unterschiedlichen Potentials bei Vorhandensein
eines Elektrolyten Kontakt haben. Hier wird das unedlere Metall vom Elektrolyten
angegriffen werden und in Lösung gehen. Die Stärke der Korrosion
richtet sich nach der Größe des in diesem galvanischen Element fließenden
Stromes. Kontaktkorrosion treffen wir sehr häufig an. Als allseits bekanntes
Beispiel ist die Verbindung von Stahl- und Edelstahlflanschen herauszuheben.
Bekannt ist die Kontaktkorrosion auch beim Verschrauben von Gussflanschen mit
Edelstahlschrauben. Die Kontaktkorrosion lässt sich verhindern oder herabsetzen
durch Isolierung der Metalle an den Kontaktstellen, durch Fernhalten des Elektrolyten
(Kontaktstellen in Trockenräume verlegen), durch konstruktive Maßnahmen
dahingehend, dass kleine kathodische Flächen mit sehr großen anodischen
Flächen in Kontakt stehen.
f) Spaltkorrosion
Spaltkorrosion tritt auf, wenn die Passivschicht des Edelstahles zerstört
wird, z. B. dadurch, dass aggressive Medien bei gleichzeitigem Fehlen von Sauerstoff
vorhanden sind. Die Spaltkorrosion tritt aus diesem Grunde häufig in engen
Spalten und kleinen Hohlräumen zutage, z. B. unter Dichtungen, z. B. unter
Schraubköpfen. Ein Beispiel, das hier genannt werden muss, ist die Gashaube
in Faultürmen, wo an der Innenseite einerseits ein aggressives Medium
in Form von Faulgas vorhanden ist, andererseits Sauerstoff völlig fehlt
(siehe Abbildung 2). Hier ist ein besonderes Augenmerk auf die Spaltkorrosion
zu richten.
Die Spaltkorrosion lässt sich vermeiden durch eine entsprechende Werkstoffauswahl
(z. B. hoher Chrom- und Molybdängehalt) und entsprechende konstruktive
Maßnahmen, die Spalten verhindern.
|